Nordrhein Oberliga
Die Ausgangslage in der wC-Oberliga: Eynatten aus Belgien gewinnt jedes Spiel und wird auch keines mehr verlieren. Wir gewinnen hoffentlich auch jedes Spiel. Wer Meister werden will, muss also den direkten Vergleich für sich entscheiden.
Im Hinspiel vor drei Monaten hatten wir daheim nach 10 Toren Führung und dann einem Tor Rückstand noch mit einem Tor gewonnen. Ein Unentschieden würde also reichen für uns. Bei einer Niederlage mit 2 Toren wird Eynatten Meister.
Und bei einer Niederlage mit einem Tor müssten Eynatten und wir in den restlichen Saisonspielen bis Ostern ein Wettschießen um das bessere Torverhältnis veranstalten…
Beide Mannschaften hatten das Video vom Hinspiel. Beide Mannschaften hatten sich akribisch vorbereitet. Eynatten mit 100 Fans, wir mit 25 mitgereisten trommelnden Eltern. Hexenkessel!
Und es wurde wirklich das hochklassigste, spannendste und ausgeglichenste Spiel, das eine wC-Oberliga in den letzten Jahren erlebt hat…
In den ersten 20 Minuten ging es hin- und her: +1, Ausgleich, -1… Auf beiden Seiten knallharte Deckungsformationen, aber Eynatten kam leichter zu Toren, wir hingegeben mit gefühlt jedes Mal 10 Ansätzen, ehe wir eine klitzekleine Lücke gefunden hatten.
Dann 2x 2-Minuten gegen uns: Wurffalle für Eynatten‘s Außen. Klappt. Erstmalig 2 Tore vor für uns. Aber Eynatten mit einem Gewaltwurf zum 12:11 in der Halbzeit.
Auch in der 2. Halbzeit blieb es ein zähes Ringen. Beide Mannschaften hatten ihre Mittelblöcke jetzt komplett zuzementiert und die Frage war: Wer trifft besser über Außen? Leticia & Antonia! Aus gefühlt 10 Chancen sind’s 8 Tore.
Auf der anderen Seite haben wir wieder das „Glück“, zweimal mit 2-Minuten bestraft zu werden. Wurffalle Außen. Eynatten zeigt sich in Überzahl nervös, verliert über Außen viele Bälle. Wirft von Minute 33 bis 42 gar kein Tor.
Und Wahnsinn: In Spielminute 42 sehen die Trainer ein 21:17 für Godesberg auf der Tafel. Aber nun sind wir es, die es bei 2 oder 3 Mal Ballbesitz verpassen, den Sack zuzumachen. Eynatten verkürzt auf 21:18 und stellt auf offensive Deckung um.
Ballverlust. Gegenstoß. 21:19. Wir mit Wurschtel-Tor, Eynatten wieder zu schnell und einfach zum 22:20. Noch 3:30 zu spielen.
Die Halle tobt. Wir verwerfen frei. Zweite Welle von Eynatten. Tor. 22:21.
Auszeit. Sammeln. Wir haben den Ball, kommen nicht durch. Fehlpass. Gegenstoß. 22:22. Noch 1:40 auf der Uhr. Und auch noch 2 Minuten gegen uns. Nicht gut.
Vorne versuchen wir wieder, den Ball laufen zu lassen. Eynatten stellt alles zu. Gewagter Pass von links nach rechts. Ein gefundenes Fressen für den Linksaußen von Eynatten. Gegenstoß. 22:23. Noch 75 Sekunden.
Okay, in der Gesamtabrechnung steht es nun also genau Unentschieden. Wir sind zwar in Unterzahl, haben aber den Ball – und könnten mit einem Tor nun wieder in Führung gehen…
…und genau dieses Tor zum 23:23 erzielen wir: Wurf von Außen um die Füße, die Torhüterin von Eynatten legt ihn sich selbst rein und haut ihn 20cm hinter der Linie wieder raus. Nicht elegant, aber Tor. Alle haben es gesehen.
Nur der Schiri leider nicht, der lässt weiterlaufen.
Der Ball rollt aus dem Kreis zu uns. Wir werden umgehauen. Schiri lässt wieder laufen. Gegenstoß. 22:24.
Und nochmal hätten wir die Chance gehabt, den Gesamtausgleich zu erzielen – aber irgendwie war das Ding gelaufen – Gegenstoß 22:25.
Große Trauer auf unserer Seite! Aber Glückwunsch an Eynatten! Ein tolle und faire Mannschaft mit nettem Trainerteam!
Tja, das ist Handball. Solche Spiele erlebt man weder als Zuschauer noch als Trainer oder Spielerin allzu oft in der Karriere…
Schade, schade, schade!
Woran hats gelegen? Der Schiedsrichter war heute sicher nicht unser bester Freund. 5:0 Zeitstrafen und 3:0 Siebenmeter gegen uns. In einem Spiel, das beide Seiten wirklich hart geführt haben. Plus das böse Nicht-Tor zum 23:23.
Das waren genau die Momente, die uns heute das Genick gebrochen haben. Aber wir wollen auch nicht vergessen, dass wir in den letzten 8 Minuten 1:8 verloren haben. Leider alle komplett den Faden verloren in der Crunch-Time…
Auf der anderen Seite sind es genau diese Niederlagen, an denen man als Spielerin und als Mannschaft wächst. Das bleibt in Erinnerung – und in der nächsten Crunchtime ist man dann 1-2 Nummern abgebrühter, spielt seinen Stiefel runter und geht mit +3 vom Feld…
So grausam es ist: Diese wenigen Minuten entscheiden am Ende wohl über eine Saison mit insgesamt 1200 Spielminuten pro Team.
Mund abputzen, aufstehen, weitermachen. Die Saison ist ja doch noch lang. Wir glauben an das Wunder – vielleicht patzt Eynatten ja doch noch irgendwo? Da wäre es ja blöd, wenn wir dann nicht zur Stelle sind…
Am nächsten Wochenende geht es dann gegen den Haaner TV und danach zur wohlverdienten Weihnachtsfeier: 22:2 Punkte bei +154 Toren
Kopf hoch,
Sascha, Arndt & Henning