Die Geschichte des Godesberger Turnvereins

Schon lange vor dem berühmten Drei-Kaiser-Jahr 1888  ( Wilhelm I. und Friedrich III. starben,  Wilhelm II. bestieg als letzter Deutscher Kaiser den Thron ) gab es in der noch kleinen Gemeinde Godesberg – damals noch ohne „Bad“ – Aktivitäten im Sinne von Turnvater Jahn.

Als dann der Godesberger Turnverein am 21. Januar 1888 aus der Taufe gehoben wurde, war das Turnen in ganz Deutschland bereits zu einer Bewegung angewachsen.

Was einst durch das Engagement von zwölf turnbegeisterten Männern im Gasthof „Aennchen“, der berühmten  Lindenwirtin, bescheiden begann, ist in über 130 Jahren zum größten Turnverein im Bonner Süden herangewachsen und sollte sich zudem immer wieder als Auslöser zahlreicher neuer Entwicklungen erweisen. 19 Vorsitzende sah der Verein bis heute, aktueller Vorsitzender ist seit 2012 Prof. Dr. Manfred Zachcial.

Pressenotiz vom 20. März 1888

Schon bei der Gründung des Vereins wurde die Absicht geäußert, eine Turnfeuerwehr aufzustellen. Dieser Plan wurde 1889 in die Tat umgesetzt und legte den Grundstein für die heutige städtische und freiwillige Feuerwehr.

Mit dem Wassersportverein Godesberg 1909/11 e.V. haben die Godesberger Turner ebenfalls einen Abschnitt der gemeinsamen Entwicklung. Zunächst hatten die Turner an heißen Tagen die Übungsstunden  in das schwimmenden Flußbad im Rhein an der Bastei verlegt. Daraus entwickelte sich die Idee, eine eigene Schwimmabteilung zu bilden. Schnell kam das Rudern hinzu und 1911 machte man sich selbstständig.

Auch der Godesberger Karneval hat seine Wurzeln im GTV: Seit 1893 veranstaltete man regelmäßig Karnevalsveranstaltungen wie Feste, Sitzungen und Umzüge. Diese Tradion endete nach über 40 Jahren mit Beginn des „Dritten Reiches“. Sportvereinen wurde untersagt, karnevalistische Aktivitäten zu entwickeln. Die Turner fanden einen Ausweg. Kurz entschlossen gründeten die Karnevalisten des Vereins am 21. Januar 1937 als unabhängige Karnevalsgesellschaft das Godesberger Stadtsoldatenkorps.

Noch Vieles hat sich seit den Gründungsjahren verändert.  Was zunächst nur für Männer, wenig später auch für Knaben angebracht schien, entwickelte sich erst in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu einer umfassenden Sportbewegung: Die Damen durften jetzt auch „turnen“, selbstverständlich schicklich gekleidet. Neue Sportarten kamen hinzu. Der Handballsport wurde ab 1920 als neue große Sportart im Godesberger Turnverein als erstem Sportverein in der ganzen Region angeboten.

Nachdem sich die erste Schwimm- und Ruderabteilung  im Jahre 1911 selbständig gemacht hatte, wurde eine neue gegründet, ebenso – noch vor dem Schicksalsjahr 1933 – eine Tischtennis-Abteilung .

Der große Boom mit der Aufnahme weiterer Sportarten in den Godesberger TV kam nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Abteilungsgründungen für Badminton, Fechten, Volleyball, Trampolin, Basketball, Judo, Prellball, Skisport, Behindertensport, Leichtathletik und Kunstturnen, dem heutigen Gerätturnen.

Der Verein wuchs stetig und hatte in den siebziger und achziger Jahren des letzten Jahrhunderts erstmalig über 2.000 Mitglieder .

Nicht alle Sportarten konnten auf Dauer gehalten werden. Sei es,  dass der Trend sich änderte, sei es, dass Ehrenamtler, die vielfach eine Sportart „im Alleingang“ organisiert hatten, ihr Engagement nach zwanzig oder mehr Jahren reduzieren mussten.

Nachdem sich der Verein seit Anfang der siebziger Jahre verstärkt  in Richtung Leistungssport orientiert hatte, war es in  einigen Fällen sogar der Erfolg (Volleyball, Basketball) der die Finanzen des Vereins überforderte. So schaffte die Basketballabteilung in der Saison 1986/87 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. 1991 folgte der Zusammenschluss mit den Baskets der SC Fortuna Bonn und man ging fortan eigene Wege, an deren Ende die heutigen Telekom-Baskets Bonn stehen.

Auch der Mauerfall und der damit verbundene Regierungsumzug von Bonn nach Berlin hinterließ  seine Spuren im GTV.

Vorstandssitzung zum 100-jährigen Vereinsjubiläum am 21.01.1988
(ab 2. von links: Heinz Vogel, Ruth Theissen, Johannes Wandt, Evi Schul-Pflugbeil und Helga Klumb)

Seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts lag dann ein Schwerpunkt des Sportangebots im Bereich Gesundheitssport und Wellness. Verstärkt wurden in diesem Bereich nun auch Kurse für Gäste angeboten. Später kamen Tanz und Trendsport hinzu.

Nach einem weiteren Boom in den 2010-er Jahren mit wiederum deutlich über 2000 Mitgliedern traf die Corona-Pandemie mit mehrfachen Lockdowns und monatelangem „Sportverbot“ oder zumindestens drastischen Einschränkungen ab dem Frühjahr 2020 auch den GTV deutlich. Aber die meisten Mitglieder der GTV Familie blieben dem Verein treu und stärkten ihm in schwierigen Zeiten den Rücken.

Heute zählt der Godesberger TV ca. 1800 Mitglieder . Er bietet Freizeit- und Wettkampfsport in 11 Sportarten und ein breites Kursangebot für Vereinsmitglieder und Gäste. Erfolgreich beteiligen wir und auch mit einem eigenen Angebot im Godesberger Kurpark seit mehreren Jahren an der Aktion „Sport im Park“. Wir sind zuversichtlich, bald wieder die alte Mitgliederstärke zu erreichen.

Nachdem viele Jahre lang unsere Handballerinnen die höchstrangigen Leistungsträgerinnen unseres Vereins waren, blicken wir jetzt voll Wohlgefallen auch auf unsere Jugend. Wir haben Stadt- und Kreismeister bzw. -vizemeister in den verschiedenen Altersgruppen der Sportarten Handball, Leichtathletik und Gerätturnen. Unsere Gerätturnerinnen turnen in der RTB-Landesliga. Auch Rope Skipping hat sich erfolgreich als Wettkampfsportart, und zwar im Bonner Raum nur im Godesberger TV, etabliert und bescherte dem Verein bereits viele Meistertitel im überregionalen Bereich und 2016 sogar eine Bronzemedaille bei den offenen Weltmeisterschaften in Paris.

Unser Breiten- und Freizeitsportangebot beginnt für Kinder mit 1 ½ Jahren und reicht bis ins Seniorenalter. Kurse im Gesundheits-und Trendsport bereichern ebenso unser Programm wie unsere Vorführgruppen, zur Zeit Step Aerobic, Rope Skipping und ZUMBA.